Hockenheim, Deutschland. GERT56 hat ein erfolgreiches Saisonfinle der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft auf dem Hockenheimring in Baden-Württemberg gefeiert. Toni Finsterbusch feierte sein erstes Podest auf dieser Strecke ehe Patrick Hobelsberger seinen ersten Sieg in der IDM Superbike einfahren konnte. Es war gleichzeitig der herbeigesehnte erste Laufsieg im dritten IDM-Jahr für das Team aus dem sächsischen Pirna. Außerdem sicherte sich der Bayer Hobelsberger damit die Bronzemedaille im Abschlussklassement in Deutschlands Motorrad-Königsklasse. Jan-Ole Jähnig holte auch noch mal Punkte satt.

Qualifying

Bereits die Team-Leistung im Qualifying vom Samstag konnte sich sehen lassen: Alle drei GERT56 BMW M 1000 RR landeten in den Top Sechs des Startfeldes. Toni Finsterbusch klassierte sich in 1.26,414 Minuten nur knappe vier Zehntelsekunden hinter Pole-Sitter und Markenkollege Ilya Mikhalchik. Finsterbusch fuhr zu Startplatz drei und damit in die erste Reihe. Damit war er 35 Tausendstelsekunden schneller als Teamkollege Patrick Hobelsberger auf Rang vier. Jan-Ole Jähnig unterstrich seinen Aufwärtstrend und wurde mit weiteren 35 Tausendstel Rückstand auf Hobelsberger Sechster und fuhr ebenfalls in Reihe zwei. Dem späteren Meister Florian Alt musste er sich nur um 0,018 Sekunden geschlagen geben.

Rennen

Hobelsberger und Finsterbusch mischten im ersten Lauf im Kampf um den Sieg nicht nur mit, sondern bestimmten diesen über weite Strecken auch. Beide sammelten Führungskilometer. Hobelsberger aber musste in der zwölften Runde zu Boden und konnte später noch Rang sieben ins Ziel retten. Finsterbusch nutze seine Chance und fuhr schließlich zu Rang zwei hinter Mikhalchik. Es wurde das erste Podest des Krostitzer auf dem Hockenheimring. Jähnig hatte am Start etwas verloren, kämpfte sich aber wieder auf Rang sechs zurück, ehe er auf der neunten Runde weg rutschte und sein Rennen vorzeitig im Kiesbett beenden musste.

Im zweiten Rennen machte Hobelsberger vom vierten Startplatz aus kurzen Prozess: Er übernahm auf der ersten Runde in der vorletzten Kurve die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr her. Der Bayer fuhr bei diesem Start-Ziel-Sieg einsam an der Spitze und holte zeitweise knappe vier Sekunden Vorsprung heraus. Ein langer Ziel-Wheelie bedeutete schließlich ein Vorsprung von immer noch 2,418 Sekunden.

Finsterbusch kämpfte in der Verfolgergruppe mit Hannes Soomer und Bastien Mackels um die Ränge zwei, drei und vier. Hier wurden die Ellbogen ausgefahren und es ging immer hart aber fair zu Werke. Am Ende verpasste Finsterbusch sein zweites Hockenheim-Podest als Vierter um nur 0,302 Sekunden.

Jähnig fuhr erneut ein starkes Rennen und rangierte lange Zeit auf Rang acht, musste aber in der Schlussphase Federn lassen und fiel auf den elften Platz zurück.

Meisterschaft

Hobelsberger konnte am Hockenheimring den dritten Meisterschaftsrang festigen. Am Ende der Saison 2023 hat er 191 Punkte gesammelt – und die Vizemeisterschaft um nur fünf Punkte an Mikhalchik verpasst. Auf den Meister Florian Alt fehlten am Ende 30 Punkte, die theoretischen Titelchancen verlor der Klassen-Rookie erst beim Finale von Hockenheim. Hobelsberger setzte sich um sechs Punkte gegen Hannes Soomer auf Rang vier durch. Hobelsberger holte in allen gefahrenen 14 Rennen Punkte und sah das Ziel immer.

Mit 50 Punkten Rückstand auf den Meister kann man bei Toni Finsterbusch von einer sensationellen Comeback-Saison sprechen. Er sammelte insgesamt 171 Punkte und den fünften Schlussrang. Auf dem Weg dort hin gab es für „FiBu“ vier zweite Plätze, fünf Mal wurde er Vierter. Der 30-Jährige sammelte 2023 zwei unverschuldete Nuller: Ein technisches Problem beim Auftakt am Sachsenring, in Most wurde er am Start vom zweiten Lauf durch einen Kontrahenten torpediert.

Starkes Rookie-Jahr auch für den 22-jährigen Jan-Ole Jähnig. Er beendete seine erste Superbike-Saison mit 90 Punkten auf dem neunten Gesamtrang. Jähnig feierte in Assen als Dritter des zweiten Laufes überraschend sein erstes Podest und übertraf damit alle Erwartungen. Nur zwei Mal gab es für ihn in dieser Saison keine Punkte.

Patrick Hobelsberger:
„Mein Ziel für Hockenheim war klar gesteckt: Ich wollte den dritten Rang in der Meisterschaft absichern und noch ein Rennen gewinnen. Daher habe ich in den Wochen vorher alles gemacht, was dafür notwendig war. Startplatz vier war mein zweitbestes Qualifying der Saison, das war also eine gute Ausgangslage. Im ersten Rennen bin ich gut weg gekommen und konnte mich mit der Führungsgruppe absetzen. Ich sah, dass Mikhalchik am Anfang die Pace nicht ganz gehen konnte, also bin ich an ihm vorbei. Nach sechs Runden habe ich gesehen, dass auch Soomer aus der Mercedes-Arena heraus der Drive fehlt und da habe ich mir dann gedacht, dass ich die Führung übernehmen muss. Ich bin vorbei und konnte mich direkt etwas absetzen. Leider merkte ich dann, dass mein Fuß immer wieder von der Raste rutschte – wie sich später herausstellte war das ein Steinschlag im Ölkühler und das Öl landete direkt auf meinem Fuß. Das habe ich aber erst nach dem Rennen bemerkt, bis da hin fühlte es sich einfach nur wie eine lockere Fußraste an. Ich musste zwei Mal von der Strecke und die Führung abgeben, konnte aber Platz sieben ins Ziel bringen. Im zweiten Lauf war für mich klar, dass ich diese letzte Chance auf den Rennsieg nutzen muss. Ein guter Start und eine perfekte erste Runde waren das – und ich konnte die Führung übernehmen. Das ganze Rennen fuhr ich nach meinem Gefühl, konnte die Reifen perfekt einteilen und machte keinen einzigen Fehler. In den ersten beiden Renndritteln fuhr ich konstante Quali-Zeiten. Ich wusste, was auf die letzten Runden mit den Reifen passieren würde und konnte mich darauf vorbereiten. Als ich sah, dass ich 3,4 Sekunden Vorsprung habe, habe ich meine Linien etwas angepasst und konnte die Reifen einteilen. In der Meisterschaft konnte ich als Rookie den dritten Rang belegen und meinen Traum eines Laufsieges habe ich im letzten Rennen der Saison erfüllen können! Vielen Dank an alle, die mir dies ermöglicht haben: Die permanenten privaten Trainings, die Stunden auf dem Rennrad, beim Schwimmen oder beim MotoCross haben sich endlich ausgezahlt. Danke auch an die Sponsoren, die mir überhaupt die Chance geben das zu tun, was ich liebe, hier kann ich gar nicht genug danken! Tausend-Dank auch an GERT56, das Team hat bei jeder Entscheidung hinter mit gestanden und mich immer unterstützt. Das ist definitiv der Grund, warum wir in jedem einzelnen Saisonrennen gepunktet und der IDM mit P3 unseren Stempel aufgedrückt haben.“

Toni Finsterbusch:
Das Wochenende in Hockenheim war noch mal ein sehr guter Abschluss für mich. Im ersten Rennen habe ich einige geile Kämpfe gehabt, das hat richtig Spaß gemacht und es ist der zweite Platz geworden. Ich war lange auch auf eins und als dann Pax vor mir war dachte ich, ich fahre da jetzt einfach nur hinterher, um auch seinen dritten Platz in der Gesamtwertung mit abzusichern. Da hat er dann aber einen Fehler gemacht und ich war wieder vorne. Ich hatte dann mit Hannes Soomer und mit Ilya [Mikhalchik] noch einen ganz guten Kampf bis zum Schluss. Da war ich wirklich happy. Der zweite Lauf lief dann auch ganz gut, ich bin gut vor gekommen und war wieder auf Platz zwei. Dann habe ich aber leider einen kleinen Fehler eingebaut, wodurch ich wieder auf vier zurück gefallen bin. Ich habe dann noch gebissen und versucht, Dritter mit Richtung zwei zu werden, aber ich kam halt nicht mehr wirklich vorbei. Damit war es dann Zweiter und Vierter und in der Gesamtwertung Fünfter, was auf jeden Fall top ist. Ohne die Nuller wäre es theoretisch noch weiter nach vorn gegangen – ein Mal selbst gestürzt [in Assen, aber weiter gefahren und noch fünf Punkte], ein Mal abgeschossen, ein Mal technischer Defekt, da war also alles dabei. Nichtsdestotrotz: Endlich einmal gesund durch die Saison gekommen und Top Fünf ist einwandfrei.

Jan-Ole Jähnig:
Hockenheim hatte zum Saisonabschluss seine Höhen und Tiefen. Alles in allem bin ich zufrieden. Das Quali war natürlich mega mit der zweiten Reihe und auch das erste Rennen lief bis zum Sturz mega, ich konnte gut dran bleiben vorn. Leider ist mir dann das Vorderrad eingeklappt, aber gut, das gehört halt auch irgendwo dazu. Das zweite Rennen war dann etwas schwieriger. Am Anfang konnte ich noch gut mit gehen, aber dann konnte ich die Pace irgendwann nicht mehr an den Tag legen. Der Reifen hat stark nach gelassen und es ging einfach nicht mehr. Ich wollte meine BMW M 1000 RR einfach nur noch ins Ziel bringen. Die Saison ist für mein Rookie-Jahr perfekt gelaufen und wir haben mit dem neunten Gesamtrang die Top-Ten erreicht. Von daher kann ich mich da nicht beklagen. Ich bin mega zufrieden mit dem Team, das hat alles gepasst und ist gelaufen und ich hoffe, dass es nächstes Jahr bei GERT56 für mich so weiter geht.

Karsten Wolf:
In diesem Moment gehen meine ersten Worte an zwei Teams und deren Fahrer, die 14 Jahre lang an ihrer Marke, an ihrem Traum und an dem Glauben an den Erfolg festgehalten haben und dafür bereit waren alles zu tun. Sie zeigen, dass das Streben nach dem schnellen mühelosen Ertrag nicht alles ist und das Beharrlichkeit, Kontinuität und Loyalität nicht in die charakterliche Mottenkiste gehören. Das sind Jens Holzhauer mit seinem Team und Ausnahmefahrer Florian ALT, denen wir zum verdienten Triumpf in der IDM Superbike gratulieren. Und mein Freund Mandy Kainz mit seinem fantastischen Team von YART, die nach 2009 ihren zweiten EWC Titel einfahren konnten und unseren Weg maßgeblich mit geprägt haben.

Mein nächsten Zeilen gehören BMW Motorrad, die uns die Möglichkeit geben mit so einem Gerät Sport treiben zu können, aber hier vor allem der Motorenabteilung in Berlin für die fantastischen Aggregate. In unseren Bikes stecken Standard-Stocksportmotoren, die jeder käuflich erwerben kann und sie tragen alle drei noch die Plombe, die sie schon am 14. Mai zum ersten Lauf am Sachsenring hatten. Das heißt, dass die Motoren nicht nur schnell, sondern auch haltbar sind und sie sind damit nochmals eine klare Absage an das freigegebene Motorenreglement der IDM. Und weil dem so ist, werden wir jetzt einem davon nochmal 6 Stunden beim DLC-Finale am 3.10. in Oschersleben aufbraten.

Danke Hockenheim, dass tausende Fans und Besucher zu einem Fest gemacht haben, bei dem wir zum Glück mitfeiern durften.

Der kleine Rutscher von Jan-Ole Jähnig kann die grandiose Entwicklung dieses Ausnahmetalentes nicht stoppen, zumal das Heck von Florian Alt keine fahrdynamische Komfortzone ist, sondern schon Fahren am Limit darstellt. An Toni Finsterbusch ist das Schönste, dass ihn die anderen nicht haben. Wie viele haben verpasst ihn zu buchen, wie viele hatten ihn abgeschrieben und nicht mehr an ihn geglaubt. Der Toni 2023 ist wahrscheinlich der Beste, den wir je gesehen haben, seine Größe misst sich nicht in Zentimetern, sondern an Gesten wie seinem direkten Weg zu Pax in die Mixed Zone nach seinem vierten Platz in Lauf zwei. Und Pax legitimiert mit seinem Sieg im letzten Rennen meinen Teamumbau vom Herbst letzten Jahres nachträglich. Ich kenne niemanden, der so für diesen Sport brennt wie er und ich musste lernen die Flamme am Brenner so einzustellen, dass Individual- und Teamziele gleichermaßen im Fokus sind und genau das hat er in diesem einen Jahr bei uns sehr gut umgesetzt. Mit einem Lauf Sieg, zehn Podiumsplatzierungen, den Gesamträngen drei, fünf und neun haben wir unserer Saisonziele erfüllt.

Und wer hats gemacht? Die Menschen von GERT56, die sich mit Leidenschaft, Kreativität und Fleiß, aber eben auch mit einer Leichtigkeit und Lebensfreunde hinter einem Ziel einfinden – Rennen gewinnen. In Dankbarkeit stehe ich tief in Ihrer Schuld und kann nur mit Freundschaft und Sympathie zahlen, sowie dem einen oder anderen Kaltgetränk. Eine Währung, die weder Sprach- noch Ländergrenzen kennt und wo man meist viel zurückbekommt. Dazu noch kongeniale Partner, wie Rüdiger Kranz mit seinem innovativen SPV-Suspension Ventilsystem, ebenso wie Peter Sebestyen als Riding Coach, die bei uns zu echten Game-Changern geworden sind.

Vielen Dank an unsere Unterstützer, die zumeist dem Team auch menschlich sehr nah stehen und uns in vielen Bereichen unterstützen. Stellvertretend sei hier nur Carsten Klemm und sein Unternehmen E.INFRA aus Dresden genannt, die mit ihrer Netzwerktechnik Menschen verbinden, und genau darum geht’s auch in einer Partnerschaft. Danke an die Motorpresse Stuttgart, die in der Organisation immer pro der Aktiven handelt, an die vielen ehrenamtlichen Helfer und Sportwarte und an das eingebundene Rettungswesen, die unseren Sport erst möglich machen. Wir sehen uns wieder zur IDM 2024!

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