Assen, Niederlande. GERT56 konnte bei der sechsten und vorletzten Saisonstation der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) auf der niederländischen Traditionspiste des TT Circuit Assen gleich mehrere Erfolge feiern. Im Qualifying hatten sich Toni Finsterbusch und Patrick Hobelsberger auf zwei und drei für die erste Startreihe qualifiziert. In den Rennen holte Hobelsberger zwei zweite Plätze. Im zweiten Rennen landete Rookie und Youngster Jan-Ole Jähnig mit Platz drei einen besonderen Coup und fuhr erstmals in der deutschen Superbike-Königsklasse auf das Treppchen.
Rennen 1
Hobelsberger auf dem Podest als Zweiter und Finsterbusch als Vierter knapp hinter dem Treppchen lautete das Ergebnis. Doch es hätte auch anders ausgehen können. In der Anfangsphase war Finsterbusch vorn mit dem späteren Sieger Ilya Mikhalchik enteilt und hatte sich etwas von der Konkurrenz absetzen können. Mitte des Rennens aber bekam der Krostitzer Grip-Probleme und konnte das Tempo nicht mehr halten.
Gleichzeitig – und andersherum – hatte Hobelsberger nicht den besten Start erwischt, lief aber gegen Rennende zu Höchstformen auf. Während er sich als Zweiter das Podest sicherte, wurde Finsterbusch zwei Runden vor Schluss noch vom Meisterschaftsführenden Florian Alt noch auf vier verwiesen.
Jähnig hatte den Start nicht richtig erwischt und war vom fünften Startplatz bis aus den Top-Ten herausgefallen. Doch auch er kämpfte sich wieder nach vorn und holte schließlich den achten Rang, wenngleich er Siebter hätte werden können, doch ein Fahrfehler eines Piloten vor ihm kostete ihn auf der letzten Runde noch einen Platz.
Rennen 2
Finsterbusch startete von der Pole-Position aus ins Rennen und konnte sich in einem Zweikampf mit Mackels an der Spitze behaupten. Allerdings endete der Traum des ersten Sieges in Führung liegend auf der vierten Runde: Finsterbusch stürzte. Dennoch konnte er die BMW M 1000 RR wieder in Gang bringen und eilte dem Feld hinterher. Am Ende holte er noch einen 14. Platz und dank der Gaststarter-Reglung fünf Punkte für Rang elf.
Derweil hatten sowohl Hobelsberger, als auch Jähnig keine leichten Rennen. Beide kämpften sich kontinuierlich nach vorn und besonders Jähnig überraschte, als er kaltschnäuzig Platz zwei übernahm und auch mehrfach gegen die Konkurrenz aus Ex-FIM-WorldSBK-Pilot Leandro Mercado und den ebenfalls WM-erfahrenen Hannes Soomer verteidigte oder zurückeroberte. Am Ende musste sich der Superbike-Rookie Jähnig doch noch im Kampf um Rang zwei geschlagen geben. Dies aber nur seinem eigenen Teamkollegen Hobelsberger. Der Bayer hatte sich von Rang neun aus nach vorn kämpfen müssen und übernahm auf der vorletzten Runde den zweiten Platz, den er bis ins Ziel nicht mehr hergab. Auch ein Erfolg, der auf klugem Reifen-Management und einem optimal abgestimmten SPV Fahrwerk beruht.
Die Sensation in diesem Rennen aber war – nicht nur für GERT56, sondern für alle Fans der IDM – der Rookie Jähnig. Ohne Skrupel und mit allen Wassern gewaschen kämpfte er sich aus eigener Kraft durch das Feld nach vorn und lag lange auf dem zweiten Rang, den er lange verteidigte und den er am Ende nur seinem Teamkollegen Hobelsberger hergeben musste. Mercado hatte er aber im Griff.
In der Gesamtwertung ist Hobelsberger mit 157 Punkten Dritter, nur vier Punkte hinter Rang zwei mit Ilya Mikhalchik. Selbst theoretische Titelchancen hat der Bayer beim Finale am Hockenheimring noch, denn der Rückstand auf Leader Florian Alt beträgt bei noch 50 zu vergebenden Punkten gerade einmal 40 Zähler. Finsterbusch ist Fünfter und hat 138 Punkte auf dem Konto, nur elf hinter Hannes Soomer auf vier. Jan-Ole-Jähnig hat seinen Platz verbessern können und ist mit 85 Punkten nun Neunter.
Toni Finsterbusch:
„Im Qualifying lief es mit Startplatz zwei ganz gut – keine Ahnung, wann ich in den letzten Jahren mal so weit vorn gestanden habe. Im ersten Rennen konnte ich gleich als Erster einbiegen und habe Ende der ersten Runde einen kleinen Fehler gemacht und dadurch ist Ilya [Mikhalchik] durch gegangen. Ich konnte dann mit ihm eine gute Pace anschlagen, leider ist mir nach sieben, acht Runden auf der Flanke der Grip eingebrochen, sodass ich nicht mehr richtig vorwärtsgekommen bin. Daher bin ich auf Platz vier durchgereicht worden, was aber auch Pole-Position für das zweite Rennen bedeutet hat. Da bin ich wieder gut losgekommen und bin dann nach der dritten Runde in Führung liegend gestürzt. Das ist sehr ärgerlich, kann aber auch mal passieren und gehört zum Rennsport dazu. Es ist trotzdem gut für das Team, dass Pax und J-O auf das Podest fahren konnten und es freut mich wirklich sehr, natürlich auch für die Jungs. Speziell für J-O, der immer mit mir trainiert und ich weiß, wie viel Arbeit er da reinsteckt. Das hat sich ‚der Kleene‘ mal wirklich verdient. Und sicher war es gut, dass ich mit meinem Team-Kollegen Pax in der Vorwoche hier gemeinsam Zeit auf und neben der Strecke verbringen konnte.“
Patrick Hobelsberger:
Ich war mir ja am Red Bull Ring schon sicher, dass wir dorthin fahren hätten können, wo wir hingehören, wenn alles so funktioniert wie gedacht hätte. Leider hatte es dort nicht sollen sein, dafür jetzt hier. Ich hatte noch gehofft, dass sich Toni im ersten Lauf an mich dranhängen kann und es ein Doppel-Podium wird, aber das hatte leider nicht geklappt. Der zweite Lauf war ein komplett schwieriges Rennen. Ich habe null Grip gehabt, weder vorn, noch hinten. Ich hatte mehrfach mit heftigen Rutschern zu kämpfen. Ich weiß nicht, was der Unterschied zu Lauf eins war. Es war ultra-schwierig, Leonov und Mackels auf den Yamahas zu überholen. Ich habe einfach nie aufgegeben und trotzdem weitergezogen. Ich habe gesehen, dass J-O auf zwei ist und mir gedacht – heute klappt das mit dem Doppelpodium für die GERT56 BMW M 1000 RRs und genau so haben wir das dann gemacht.“
Jan-Ole Jähnig:
„Für mich war das ein ziemlich perfektes Wochenende. Es hat schon Freitag sehr gut angefangen. Das Motorrad war von der Basis her schon sehr gut und wir mussten nur noch ein paar Kleinigkeiten ändern. Damit konnte ich mich voll aufs Fahren konzentrieren, denn ich war ja seit letztem Jahr mit der Supersport schon nicht mehr in Assen gewesen. Meinen kleinen Nachteil, dass meine Teamkollegen hier testen konnten, konnte ich in den freien Trainings schon wieder weg machen. Das Qualifying war perfekt, da habe ich noch mal eine Sekunde zum Vortag gefunden. Da es im zweiten Qualifying geregnet hat, konnten wir das aus der Box verwalten und mit Platz fünf ins erste Rennen vom Sonntag gehen. Die Startphase war richtig k*cke. Ich war Zwölfter, hatte aber eine gute Rennpace und konnte mich bis auf sieben vorarbeiten, habe aber in der letzten Schikane aufgrund eines Fehlers des Vormannes noch eine Position verloren. Ich war aber trotzdem zufrieden. Im zweiten Rennen lief es in der Startphase etwas besser und ich habe einen guten Rhythmus gefunden und konnte eine gute Pace gehen. Ich war dann die ganze Zeit auf P2 und das war schwierig zu realisieren. Hinten raus gab es noch den kleinen Fight, der hat mega Spaß gemacht und mit Platz drei bin ich mehr als happy. Das hätte ich mir nie erträumt, dass ich das in meiner Rookie-Saison schaffe. Da kann ich dem ganzen Team nur einen Dank ausrichten, dass das so funktioniert hat und dass ich das Vertrauen, was das Team in mich hat, heute rechtfertigen konnten.“
Karsten Wolf:
„Die lange Rückfahrt von Assen nach Hause hat diesmal nicht ausgereicht, um die Dinge einzuordnen, die am Sonntag passiert sind. Mein langjähriger Freund und Mechaniker Falko Gierth hat mir dann vom Fahrersitz jedoch eines ins Gedächtnis gerufen: Das Bild, wie ein unterlegener, gestürzter aber (und das tut er eh immer wieder) aufgestandener Toni Finsterbusch seine verkratzte BMW grußlos im Parc-Ferme abstellt und in Richtung Podium stapft. Die Fähigkeit sich für die beiden Teamkollegen so mitzufreuen, ihnen von Herzen zu gratulieren, unterscheidet schnelle Piloten von Fahrerpersönlichkeiten und unterstreicht seine Position als Leader innerhalb des Trios. Ich hatte noch nie so sehr das Gefühl wie Sonntagabend, dass mich alle mit meinem Ansatz von Team verstanden haben. Danke dafür.
In meinem letzten Statement hatte ich gesagt, dass wir von Pax lange noch nicht alles gesehen haben. Gestern hat man gesehen aus was für einem Holz der Hobelsberger geschnitzt ist, nämlich einem was brennt, wenn der Zündfunke passt. Er braucht keine Geschenke, ihm reichen das Vertrauen vom Team und ein gut funktionierendes Bike, den Rest regelt er mit seiner Klasse und Aggressivität selbst. Der Move an Mercado und JO gleichzeitig vorbei hatte sowohl sportlich, als auch von der Unterhaltung her höchsten Wert.
Ich habe nachts das Rennen noch nachgesehen, ich habe noch nie so oft das Wort Jan-Ole Jähnig in einer Moderation gehört. Warum? Weil er es sich verdient hat. JO hat nicht nur gezeigt, was für ein außerordentliches Talent er besitzt, sondern das sein Rennfahrerherz schon groß genug ist, Weltklassepiloten zu schlagen. Und dabei ist er noch intelligent genug, den zweiten Platz und damit die Gesamtwertungschancen eines Pax Hobelsberger abzusichern, indem er sich zwischen die Verfolger drängt. Die Meisterschaft erfordert einen langen Atem in so einer langen Saison, ich habe gerade das Gefühl, das unserer ausreicht, um auch beim Finale in Hockenheim noch einen rauszuhauen. Wohin das führt, wird man sehen. Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein, es ist unser gemeinsames Rennsportzuhause.“
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