Most, Tschechische Republik. Für GERT56 mit seinen Piloten Patrick Hobelsberger, Toni Finsterbusch und Jan-Ole Jähnig war der Ausflug ins Tschechische Autodrom Most ein Wochenende, bei dem man zwischen den Zeilen die starken Aspekte herausfiltern muss. Alle drei Piloten zeigten auf der Strecke starke Leistungen, wurden aber durch äußere Umstände eingebremst, sodass sich dies nicht in den gewünschten Resultaten widerspiegeln konnte.
Im Qualifying hatte sich Finsterbusch Startplatz vier gesichert, Hobelsberger landete direkt hinter ihm auf Rang fünf. Jähnig holte Startplatz zwölf.
Im ersten Rennen mischten Hobelsberger und Finsterbusch bis zur letzten Runde im Kampf um das Podest mit und brachten schließlich die Ränge vier und fünf ins Ziel. Ein kleiner Fahrfehler kostete Hobelsberger, der sich zwischenzeitlich auf Rang zwei liegend schon den Führenden und späteren Sieger Florian Alt zurecht gelegt hatte, schließlich das Podest. Jähnig kämpfte in einer großen Gruppe um den Einzug in die Top-Ten und landete am Ende auf dem zwölften Platz.
Das zweite Rennen war für Finsterbusch nach wenigen Metern gelaufen. Von der Pole-Position aus gestartet, bog er hinter Alt in die erste Kurve ein – und wurde innen von einem weiteren Kontrahenten, der seinen Bremspunkt grundlegend verpasst hatte, abgeräumt. Für Finsterbusch endeten die Podesthoffnungen von Lauf zwei im Kiesbett der ersten Kurve. Damit aber nicht genug: Hobelsberger war direkt hinter Finsterbusch eingebogen und musste aufklappen. Damit fiel er, wie auch Altmeister Ilya Mikhalchik, weit zurück. Gemeinsam starteten die BMW M 1000 RR Markenkollegen eine Aufholjagd, die sie wieder bis an die Spitzengruppe und den Kampf ums Podest heranführte. Drei Runden vor Schluss bekam Hobelsberger dann ein technisches Problem: Mit einem defekten Nockenwellen-Sensor ging sein Arbeitsgerät in den Notlaufmodus. Dennoch konnte der Klassen-Rookie seinen fünften Platz halten, auch wenn er mit einer Obergrenze von 9.000 Umdrehungen pro Minute mit mehr als nur stumpfen Waffen die Angriffe abwehren musste. Dennoch gab es für ihn Platz fünf.
Jähnig kämpfte erneut in einer großen Gruppe des Verfolgerfeldes, konnte sich dieses Mal in der Schlussphase aber noch besser durchsetzen. Jähnig holte sich den neunten Platz und fuhr damit zum dritten Mal in seiner Rookie-Saison dieses Ergebnis heraus.
In der Meisterschaft liegt Hobelsberger mit 79 Punkten auf dem vierten Platz – nur fünf Punkte hinter Soomer und sechs Zähler hinter Bastien Mackels auf zwei. Finsterbusch ist mit 47 Zählern Siebter, Jähnig hat 27 Punkte und ist Zwölfter.
Patrick Hobelsberger:
„Unterm Strich was es ein gutes Wochenende für mich. Ich hatte selbst vorher noch mal in Most getestet und konnte damit im ersten freien Training am Freitag bereits als Zweiter anfangen. Auch im Qualifying war ich gut dabei und holte Startplatz fünf, trotzdem ist das noch meine große Schwierigkeit ‚die eine Runde‘ raus zu hauen. Im ersten Lauf kämpfte ich bis zum Schluss ums Podest. In der Anfangsphase, als ich Zweiter war, hatte ich mir schon Florian Alt zurecht gelegt und meinen Angriff geplant. Dann ist mir aber leider am Ende von Start-Ziel ein Fehler passiert und ich fiel auf vier zurück. In der letzten Runde wollte ich Hannes Soomer angreifen und auf Platz drei vor gehen, aber das hat nicht ganz gereicht. Mit Platz vier stand ich im zweiten Lauf auf der Pole-Position. Mein Start war nicht perfekt aber gut genug, um als Zweiter neben Toni einzubiegen. Leider wurde der von einem anderen Fahrer abgeräumt, der seinen Bremspunkt verpasst hatte. Damit mussten auch Ilya Mikhalchik und ich weit gehen. Ich fiel bis auf Platz neun zurück, konnte mich aber im Tau von Ilya wieder nach vorn kämpfen. Wir kamen bis an die Gruppe heran, die um das Podest kämpfte. Leider ist mir dann drei Runden vor Schluss der Nockenwellen-Sensor kaputt gegangen und das Motorrad ging ins Notprogramm. Ich hatte nur noch 9.000 U/min zur Verfügung und musste damit drei Angriffe abwehren, um den fünften Platz ins Ziel zu bringen.“
Toni Finsterbusch:
„Mit meiner Performance bin ich auf jeden Fall zufrieden. Die Qualifyings liefen gut, da konnte ich eine richtig starke Zeit fahren – Startplatz vier, so weit vorn stehe ich selten nach dem Qualifying. Daher hatte ich mir für die Rennen einiges ausgerechnet. Im ersten Lauf hatte ich nicht so den besten Start und konnte kaum überholen, weil ich da noch ein kleines Problem hatte. Ich konnte mich aber auf Platz fünf halten und damit Startplatz zwei für das zweite Rennen holen. Die Nachmittagsrennen sind für mich eigentlich immer besser, deswegen hatte ich auf ein Podium gehofft. Ich hatte auch einen richtig guten Start, nur leider bin ich nur bis zur ersten Kurve gekommen, weil manche Leute dann dort eben doch etwas zu spät bremsen. Dementsprechend wurde ich abgeräumt, was natürlich sehr frustrierend ist, denn ich denke, dass im zweiten Lauf richtig was drin gewesen wäre. Jetzt heißt es: Kopf hoch und als nächstes Schleiz.“
Jan-Ole Jähnig:
„Alles in allem war es ein wirklich gutes Wochenende für mich. Ich bin Freitag schon gut rein gekommen und konnte ein gutes Setup heraus fahren. Für mich ist es aber doppelt hart, dass dann FP3 ins Wasser gefallen ist, weil mir die Streckenzeit fehlt – gerade als Rookie. Samstag konnte ich mich in den Qualifyings dennoch steigern, auch wenn ich meinen weichen Reifen nicht ganz umsetzen konnte. Rennen sind in Most aber immer eine ganz andere Geschichte, gerade mit der ersten Schikane. Ich habe schon gewusst, dass es dort extrem hart wird – und so kam es auch, ich hatte auch etwas ‚Feindkontakt‘. Ich habe mich daher ein bisschen zurück gehalten, bin trotzdem gut durch gekommen, auch wenn ich ein paar Positionen verloren habe. In den beiden Rennen haben wir aber auf eine härtere Reifenmischung gesetzt und es war klar, dass mich das am Anfang Plätze kosten würde. Aber hinten raus ist es für mich dann besser geworden, meine Konstanz und die Rennpace war deutlich besser als am Sachsenring oder in Oschersleben. Im ersten Rennen war ich in meiner Gruppe leider etwas weiter hinten, aber im zweiten Lauf konnte ich am Ende das Tempo anziehen und in meiner Gruppe vor fahren.“
Karsten Wolf:
„Ganz klar: wir haben uns für Most mehr ausgerechnet, waren wir doch optimal vorbereitet. Wie eng es vorn ist, zeigt sich nicht nur in den Meisterschaftsständen, sondern auch in den Rennen. Dass die Gangart härter wird, konnten man unter anderem im Abschuss von Toni Finsterbusch durch zwei Kontrahenten in der Schlüsselstelle in Turn 1 erkennen. Zum Glück ging es diesmal glimpflich aus und allem Anschein nach ist diese Gangart auch vom Reglement so abgedeckt. Jeder mag sich da beim Anschauen der Bilder seinen eigenen Reim drauf machen. Als Zeichen in Richtung Schleiz mache ich mir da schon ein paar mehr Sorgen, da der Charakter der Strecke dort einen derartigen respektlosen Umgang der Fahrer nicht zulässt. Ich denke ein zusätzliches Fahrerbriefing in Präsenz in Schleiz sollte allen ins Gedächtnis rufen, auf was auf dieser schönsten Naturrennstrecke Deutschlands besonders zu achten ist. Schließlich soll es ja auf dem 100-jährigen Kurs ein Fest der Fans und Teams werden und kein Sturzfestival. Toni wird sicher seine Enttäuschung und Wut in Energie umsetzen und auf die für ihn jederzeit möglichen Top Einzelergebnisse fahren, Pax hat in der Gesamtwertung engsten Kontakt zum Podium und Jan-Ole Jähnig stabilisiert sich mit P9 in seiner ‚Komfortzone‘ und wird wohl nun so langsam auf seinen Lieblingsstrecken schon mal zur ersten kontrollierten Attacke blasen.“
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