Beim Saisonauftakt der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) sicherte Patrick Hobelsberger den ersten Podestplatz für GERT56.
Oberlungwitz, Deutschland. Beim Saisonauftakt der IDM Superbike auf dem Sachsenring wurden 15.000 Zuschauer Zeuge eines wie entfesselt fahrenden 1000er-Rookies Patrick „Pax“ Hobelsberger. Der Klassen-Neuling und ehemalige Supersport 600 Meister verpasste im ersten Lauf am Sonntagvormittag als Vierter das Podest noch denkbar knapp. Am Nachmittag dann holte er einen mehr als hart erkämpften zweiten Platz. Jähnig debütierte in der Top-Klasse mit zwei Top-Ten-Platzierungen, Finsterbusch sammelte einen sechsten Rang.
Rennen 1: Hobelsberger im Kampf ums Podest
Nach dem Start hatte Hobelsberger etwas den Anschluss zum Spitzentrio aus Ilya Mikhalchik, Florian Alt und Hannes Soomer verloren, war bis etwas über eine Sekunde zurück gefallen. Doch der Bayer gab seiner BMW M 1000 RR zur Rennhalbzeit noch mal richtig die Sporen und schloss nicht nur auf, sondern griff auch in den Kampf ums Podest ein. Zunächst schnappte er sich Alt, dann Soomer. Das Gerangel zwischen diesen Dreien bedeutete aber auch, dass sich Mikhalchik lösen und absetzen konnte. Die Entscheidung über die Plätze zwei bis vier fiel auf der letzten Runde, Hobelsberger musste Lehrgeld zahlen und sich mit vier begnügen. Dies sollte aber für das zweite Rennen die Pole-Position bedeuten.
Für Finsterbusch ging es nach einigen Kämpfen in der Anfangsphase bis auf Platz fünf nach vorn, doch dann streikte bei ihm die Technik. Ein Relais-Schaden sorgte für einen Totalausfall des Krostitzers.
Rookie Jähnig erkämpfte sich bei seinem IDM-Superbike-Debüt den neunten Rang und damit den Sprung in die TopTen. Der Altenburger zeigte eine mehr als solide Rennpace und konnte sich schon am Start von Rang zwölf auf elf verbessern.
Rennen 2: Hobelsberger holt Premieren-Podest
Im zweiten Rennen fiel am Start schon eine kleine Vorentscheidung: Mikhalchik stürzte in Kurve eins und konnte nicht weiter fahren. Es entwickelte sich daher ein Spitzen-Trio statt des Quartetts aus Lauf eins: Alt, Hobelsberger und Soomer. Während sich Alt in der Schlussphase wieder etwas absetzen konnte, ging es bei „Pax“ und Soomer auf eine Letzte-Runden-Entscheidung.
Mehrfach überholten sich die beiden Kontrahenten, dabei kam es auch zu einigen Berührungen. Als Soomer in die Sachsenkurve hinein Platz zwei übernahm, musste Hobelsberger in der Queckenberg-Kurve, der Ziel-Kurve, alles auf eine Karte setzen. Er presste sich innen rein, ging vorbei und sicherte sich als Zweiter sein erstes Podest in der Klasse IDM Superbike.
Finsterbusch kämpfte in der Verfolgergruppe um Rang fünf, sah sich in harte Kämpfe mit den BMW-Markenkollen Max Schmidt, Balint Kovacs und Philipp Steinmayr verwickelt. Die vier Piloten trennten im Ziel nur etwas unter einer halben Sekunde. Finsterbusch sammelte mit Platz sechs seine ersten Meisterschaftspunkte der Saison 2023.
Jähnig holte, wie schon in Lauf eins, den neunten Rang und fuhr bei seinem Debüt in der Königsklasse zum zweiten Mal in die TopTen.
In der Meisterschaft liegt Hobelsberger nach zwei von 14 Läufen auf dem zweiten Rang. Er hat 33 Punkte und zwölf Zähler Rückstand auf Leader Alt. Jähnig hat 14 Punkte gesammelt und ist Neunter, Finsterbusch mit zehn Zählern Elfter.
Patrick Hobelsberger – P4 / P2:
Im ersten Rennen war mein Start super und ich konnte direkt mit Florian Alt und Ilya Mikhalchik mit ziehen, auch Hannes Soomer aus der Supersport-WM mischte bei uns mit. Bis zwei Runden vor Schluss war ich direkt hinter Ilya auf zwei. Leider kam dann etwas Unerwartetes und mein Reifen hatte in diesen letzten beiden Runden extrem viel Spin und ich brachte im vierten Gang keine Leistung mehr auf den Boden. Daher musste ich leider meinen Podestplatz abgeben. Nachdem die ersten Emotionen etwas verflogen waren, war ich dennoch zufrieden. Im zweiten Rennen stand ich durch das Reversed Grid auf der Pole Position. Anhand der Daten von Lauf eins hatten wir an unserer BMW M 1000 RR noch ein paar Dinge verbessern können, damit wir zwei Runden mehr mit dem Reifen schaffen. Ich lag erst in Führung und als Florian Alt vorbei kam, versuchte ich hinter ihm meine Reifen zu schonen. Wir waren eine Dreiergruppe aus ihm, mir und Hannes Soomer. Der hat mehrfach angegriffen, ich konnte aber zwei Mal abwehren. In der letzten Kurve war er vorn, doch ich bin rein gestochen, wir haben uns berührt und ich habe mir den zweiten Platz zurück geholt – endlich ein Podium!
Die Jungs und Mädels von GERT56 haben unglaublich gut gearbeitet und ich fühlte mich von Anfang an wie zuhause. Eine Weltklasse-Truppe, bei der auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Dieses Top-Ergebnis am Sachsenring ist die verdiente Belohnung für das gesamte Team.
Toni Finsterbusch – DNF / P6:
Der Sonntag war jetzt nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Trotzdem war ich froh, dass ich nach meinem unverschuldeten Unfall in Schleiz im letzten Jahr endlich mal wieder ein Wochenende abhaken konnte. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich im ersten Rennen wegen dem berühmten Cent-Artikel nicht ins Ziel kommen konnte. Mein Motorrad ging am Queckenberg einfach aus und sprang nicht mehr an, das war ein kaputtes Relais. Auch im zweiten Lauf sind wir dann nicht ganz ungeschoren davon gekommen. Mit dem sechsten Platz muss ich leben. Der Speed war das ganze Wochenende nicht verkehrt, es fehlt nicht viel nach weiter vorn. Da werden wir uns jetzt Schritt für Schritt wieder ran kämpfen. Für das Team hat es mich auf jeden Fall gefreut, dass J-O gute Ergebnisse eingefahren hat und Pax gleich auf dem Podest stehen konnte. Ich werde versuchen, bei den nächsten Events nach zu ziehen.
Jan-Ole Jähnig – P9 / P9:
Was soll ich sagen – mein erstes IDM Superbike Wochenende und zwei Mal Top-Ten. Das nehme ich mit. Wir stecken uns in meinem Rookie-Jahr ja kleine Ziele – und da hatte ich mir im Qualifying schon vorgenommen, ‚wenigstens‘ unter 1:26 Minuten zu kommen. Mit 1:25,0 war ich dann mehr als happy – und ich glaube das ganze Team auch, so wie sie applaudiert haben, als ich zurück an die Box kam. Meine beiden Rennen würde ich als solide, aber einsam bezeichnen. Ich fuhr weite Strecken über alleine, konnte aber konstant viele 25er Zeiten fahren. Zwei Mal Platz neun würde ich als gelungenen Einstand auf der Tausender bezeichnen.
Karsten Wolf – Team Manager:
Im Rennsport treffen viele Persönlichkeiten aufeinander, die vor Selbstvertrauen nur so strotzen – aber das dann auch auf der Strecke in Leistung umzusetzen, das ist eine andere Hausnummer. Zu ‚Pax‘ brauchen wir daher nicht viel zu sagen: Er ist einer der ehrgeizigsten Menschen, den ich kennen lernen durfte. Er hat den gesamten Winter über hart trainiert, ihm – wie mir – ist nach der Entscheidung ihn an Bord zu holen, viel Gegenwind ins Gesicht geschlagen. Wir konnten am Wochenende, glaube ich, so manchen Kritiker verstummen lassen. Es ist sind ja nicht nur die beiden Platzierungen mit Podest, sondern vor allem das ‚wie‘ er das erreicht hat: Er hat in beiden Läufen bis zum Zielstrich um Podest und Sieg gekämpft und nie locker gelassen. Harte Manöver der Konkurrenz hat er beantwortet oder gekontert – und der Sprung aus Lauf eins zu Lauf zwei war auch immens – da hat er schon wieder neu gelernt und sich aufgestellt. Für Toni tut es mir leid, dass er im ersten Rennen technisch aufgeben musste und es ist schade um die tollen Punkte für Platz fünf. Aber er hat sich auch nicht unterkriegen lassen und im zweiten Rennen toll gefightet und gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Für Jan-Ole war ein Auftakt nach Maß. Er hat alle gesteckten Ziele erreicht, was Rundenzeiten und Pace anging, ist um einiges Konstanter geworden, als noch bei den Tests und hat mit zwei Mal Platz neun quasi über-performt. Hätte uns jemand vor dem Wochenende zwei Top-Ten-Platzierungen für ihn angeboten – wir hätten das genommen.
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