Alcarras, Spanien – Pirna, Deutschland. Für das German Endurance Racing Team #56 hat das Frühjahr 2019 mit einem reichlich bewegten März begonnen. Zu Monatsbeginn war die Mannschaft unter der Leitung von Crewchief Holger Homfeldt mit den Fahrern Julian Puffe, Rico Löwe und Stefan Kerschbaumer zum Pirelli-Reifentest nach Alcarras in Spanien aufgebrochen. Allerdings verletzte sich Kerschbaumer am Vorabend der Tests beim Sport-Training und brach sich den Ellbogenkopf. Diese Verletzung wurde bereits operiert und Kerschbaumer arbeitet an seiner Rückkehr in den Motorrad-Sattel. Für Le Mans am Osterwochenende im April wird der Österreicher allerdings ausfallen.
GERT56 konnte als Ersatz für Kerschbaumer den jungen, aber erfahrenen Niederländer Pepijn Bijsterbosch verpflichten. Der mischt sonst in der IDM Superbike vorn mit und hat 2018 mit einem Mitbewerber-Team die 24-Stunden von Le Mans in der Superstock-Klasse bereits gewinnen können. Bijsterbosch wird in Le Mans neben Julian Puffe und Lucy Glöckner an den Start gehen.
Der Test in Spanien fand daher nur mit kleinem Besteck statt – Teamchef Karsten Wolf war ebenso geschäftlich verhindert, wie Lucy Glöckner, die im gleichen Zeitraum der internationalen Pressevorstellung der neuen BMW S 1000 RR im portugiesischen Estoril beiwohnte. Jenes Motorrad wird GERT56 aber frühestens in der kommenden Saison 2019/2020 einsetzen, welche im September mit dem Bol d’Or beginnt.
Puffe und Löwe zeigten sich nach dem Reifen-Test von Spanien mit den neuen Mischungen der Marke Pirelli mehr als zufrieden, auch konnten beide die Testtage effizient und optimal nutzen – es gab keinerlei technische Probleme, keine Stürze und das Basis-Setup der von RS Speedbikes aufgebauten Motorräder stimmte beide Piloten mehr als angriffslustig und optimistisch.
Julian Puffe:
Für uns war das ein sehr positiver Test. Ich konnte ziemlich schnell wieder mein Tempo finden und auch ansprechende Zeiten fahren, war also schnell wieder im Rhythmus drin. Am Motorrad brauchten wir wirklich gar nicht viel verändern und haben uns mehr darauf konzentriert, Runden runter zu reißen und dann eben die neuen Reifenmischungen zu probieren. Wir sind jeder weit über 200 Runden gefahren, denn es gab keine Probleme, keine Stürze, keine Defekte, gar nichts. Unser Motorrad hat eine richtig gute Basis-Abstimmung – da brauchten wir gar nichts verändern, das hat super funktioniert. Ich war mit dem Langstrecken-Motorrad am Ende auch eine Sekunde schneller als vor einem Jahr mit meinem IDM-Motorrad. Da sind wir für die neue Saison jetzt mehr als optimistisch und ich könnte sofort wieder aufs Motorrad springen. Das mit Kersch ist natürlich jammerschade und ich wünsche ihm eine schnelle Genesung, sodass er dann ganz fix wieder bei uns im Team an den Start gehen kann. Mit Pepijn bekommen wir einen verdammt schnellen Fahrer in unsere Reihen – er hat nicht nur letztes Jahr in der Stock-Klasse in Le Mans schon gewonnen, sondern auch in der IDM habe ich manches Mal mit ihm kämpfen müssen. Wir werden eine starke Truppe sein.
Lucy Glöckner:
Leider konnte ich am Test nicht teilnehmen, weil ich gleichzeitig bei der Pressevorstellung von BMW Motorrad und der neuen S 1000 RR in Portugal war. Dort konnte ich aber das neue Motorrad selbst schon fahren und wer weiß, was uns das als Team bringt, wenn wir dann auf das neue Bike umsteigen. Noch in Portugal habe ich von Kerschis Pech gehört und es tut mir wahnsinnig leid. Wir sind schon lange Teamkollegen in der Langstrecke und ich weiß genau, dass er uns in Le Mans sehr fehlen wird, weil er eben so ein ausgezeichneter Fahrer mit kühlem Kopf ist. Pepijn kenne ich aus der IDM von mehreren Fights aber auch schon sehr gut und auch da bin ich mir sicher, dass wir uns als Team Großes ausrechnen können – er kann 24 Stunden und er kann schnell.“
Pepijn Bijsterbosch:
Natürlich ist es immer schade, wenn man für jemanden einspringt, der sich verletzt hat und es tut mir für Kerschi wirklich sehr leid! Ich werde alles versuchen, um ihn gebührend zu vertreten. Ich freue mich persönlich, dass ich bei den 24 Stunden von Le Mans wieder dabei sein kann. Ich kenne die Strecke sehr gut und habe dort letztes Jahr in der Superstock-Klasse schon ein Mal den Siegersekt probieren dürfen. Allerdings hat das in der Langstrecke ja gar nichts zu heißen und wir beginnen dieses Jahr wieder bei Null – aber ich werde alles geben, um Stefan gebührend zu vertreten und wünsche ihm eine schnelle und gute Genesung.
Stefan Kerschbaumer:
„Es tut mir natürlich sehr weh, dass ich nach diesem tollen Saisonstart 2018/2019 beim Bol d‘Or jetzt nicht mit dabei sein kann. Ich habe bereits mit Physiotherapie begonnen und bin optimistisch das Team bald wieder unterstützen zu können. Pepijn ist ein toller Typ, als Vorjahressieger in Le Mans ein erfahrener Mann auf der Langstrecke und damit auf jeden Fall ein top Mann für das Team.“
Rico Löwe:
Es hat gut getan, endlich wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Wir hatten echt tolles Wetter und alles lief reibungslos ab, wir konnten unzählige Runden drehen und ich persönlich bin auch zufrieden, wie ich mich steigern und verbessern konnte. Wir haben hier mehr am Fahrer als am Motorrad gearbeitet, denn die Grundabstimmung unserer Langstrecken-Doppel-R ist nahezu perfekt.
Holger Homfeldt – Crewchief:
Da Teamchef Karsten Wolf geschäftlich verhindert war, oblag es mir als Crewchief die Geschicke bei diesem Test zu leiten. Der Pirelli-Reifentest ist für uns sehr gut gelaufen. Pirelli war sehr um einen reibungslosen Ablauf bemüht und die SC1- und SC0-Mischungen haben tadellos funktioniert. Der extrem aggressive Belag von Alcarras hat für uns für die anstehenden nächsten Rennen leider nur wenig Rückschlüsse ziehen lassen, dennoch war das Gripniveau mehr als positiv – das zeigten vor allem die Rundenzeiten von Julian Puffe. Für unser Langstrecken-Engagement war es vor allem positiv, dass beide Fahrer – Julian Puffe und Rico Löwe – sehr viel zum Fahren gekommen sind. Auf all den Runden haben beide an ihrem Fahrstil arbeiten können.
Karsten Wolf:
„Fünf Wochen vor Le Mans hat mich die Nachricht von der Verletzung von Stefan Kerschbaumer wie ein Schlag getroffen. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich als Teammanager immer Vorstellungen davon, was ich tun würde, wenn so eine Situation eintritt. Ich beobachte die Szene sehr genau und unterhalte mich bei den verschiedensten Gelegenheiten mit vielen Fahrern und habe dadurch zu vielen ein gutes Verhältnis. Dazu stimme ich mich im Team mit Fahrern und Entscheidern ab, wer für so eine Aufgabe in Frage kommen würde, denn neben dem Speed spielt in der Endurance die menschliche Komponente eine wesentliche Rolle. Wenn ich Euch nach dem Sieger in der Stocksportklasse in Le Mans 2018 frage, wird niemand auf den Niederländer Pepijn Bijsterbosch kommen. Das liegt unter anderem eben auch an seiner bescheidenen, zurückhaltenden und angenehmen Art. In der IDM liefert er seit Jahren auf der BMW S 1000 RR gute Leistungen bis hin zu Podiumsplatzierungen ab, macht wenig kaputt und die Techniker bescheinigen ihm eine analytische Arbeitsweise. Konditionell gehört er zu den besten Fahrern, kein Wunder als Fitnesstrainer. Die Kontaktaufnahme war unkompliziert und die Zusage erfolgt im gleichen Gespräch. Pepijn ist sein eigener Herr und kann selbst entscheiden. Wir haben uns jetzt für die zwei Rennen verabredet in Le Mans und der Slowakei. Abhängig vom Heilungsprozess von Stefan Kerschbaumer und der WM Situation vor Oschersleben, haben wir uns alle Optionen (auch für die Zukunft) offen gelassen. Danke Pepijn und willkommen bei GERT56.“
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