Schleiz, Deutschland. Bei der zweiten Saisonstation der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft konnten die Mannen von GERT56 fleißig punkten, ein Podest sammeln und zeigen, was man in der Langstrecken-Weltmeisterschaft alles an Erfahrung gesammelt hat. Im ersten Lauf wurden vor dem Start bei Jan-Ole Jähnig in Rekordzeit die Räder auf Slick-Reifen gewechselt, um sich den Bedingungen anzupassen.
Jan-Ole Jähnig hat am Schleizer Dreick die GERT56-Fahnen verdammt hoch gehalten: Der BMW-Pilot sicherte sich im Qualifying mit seiner M 1000 RR sensationell die Pole-Position und damit den ersten Startplatz für beide Rennen. Im zweiten Lauf stand er als Dritter auf dem Podest.
Für Toni Finsterbusch galt es am Schleizer Dreieck auf Schadensbegrenzung zu setzen. Er fuhr das erste Rennen bei nasser Fahrbahn mit auftrocknender Strecke auf Regenreifen und kämpfte am Ende mit stumpfen Waffen. Trotzdem sprang ein fünfter Platz heraus.
Nach vier von 14 Läufen in der IDM Superbike hält Toni Finsterbusch auf dem vierten Gesamtrang nur 19 Zähler hinter Leader Hannes Soomer aus Estland. Jan-Ole Jähnig liegt direkt dahinter auf Rang fünf und verliert nur drei Punkte auf seinen Teamkollegen vor ihm. Die Beiden haben 52 und 49 Zähler gesammelt.
Toni Finsterbusch:
Der Freitag war eher bescheiden, muss ich ehrlich sagen. Ich habe keinen richtigen Rhythmus gefunden und hatte hier und da meine Probleme. Im Pre-Practice hat sich das dann durchgezogen. Für Samstag haben wir noch etwas umgestellt, was sich dann auch positiv ausgewirkt hat und mit Startplatz sechs habe ich mich noch gut aus der Affaire gezogen.
Rennen eins war etwas abenteuerlich mit einer relativ nassen Fahrbahn am Anfang. Da habe ich mich für Regenreifen entschieden, weil ich da eigentlich immer relativ gut in einen Rhythmus komme. Plus: Mit Slicks im Nassen, das ist nicht gerade meine Stärke, ich mag es eher andersrum, was letztendlich mit Platz fünf recht gut ausgegangen ist. Das wäre mit Slicks bei mir nicht besser gewesen, denke ich.
Im zweiten Rennen habe ich um den Anschluss gekämpft, aber da sind mir ein paar Zehntel abgegangen, wie schon in den Trainings, wobei wir näher dran waren, als ich gedacht hätte. Trotzdem konnten wir vorn nicht eingreifen. Ich habe sie zwar gesehen, aber mehr war nicht drin. Aber mit P5 und P6 ist Schleiz für mich in Ordnung gelaufen und ich freue mich, dass wir das ganz gut abgehakt haben. Danke auch an Ronny, Filip, Kratzschi, Matze und Dominic, die Top-Arbeit gemacht haben. Sie haben auch nach meinem Sturz das Motorrad super-schnell wieder aufgebaut und ich hoffe, dass ich da wenigstens einen Teil an die Jungs zurück geben konnte.
Jan-Ole Jähnig:
Es war ein ziemlich gutes Wochenende für uns und es hat von Anfang an alles gepasst: Die Pace war da, die freien Trainings waren gut. Mit der Pole-Position war ich mega-happy, das war die beste Ausgangsposition für die Rennen.
Das erste Rennen war mega-chaotisch, mit Regen und abtrocknenden Verhältnissen. Da muss ich mich noch mal besonders beim Team bedanken, denn die Team-Leistung war dort einfach mega, den Reifenwechsel so schnell hin zu bekommen. Das hat echt alles gepasst. Ich habe aber zu viel Zeit verloren, mich rein zu finden, habe da am Anfang echt viel liegen gelassen. Mit P9 bin ich daher am Ende zufrieden, gerade mit Slicks im Regen bin ich vorher noch nie gefahren. Da haben wir viel gelernt und wissen jetzt, dass es geht.
Das zweite Rennen war solide, aber ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft. Ich habe den Start ein bisschen verschlafen, habe dann aber trotzdem noch gut rein gefunden. Ich denke mit einem Podium in Schleiz haben wir trotzdem einen guten Abschluss gefunden.
Karsten Wolf:
Sportlich betrachtet war sicher die Trainingsbestzeit von Jan-Ole Jähnig am Samstag ein Highlight, zeigt sie doch, dass er vom Speed her bereits jetzt zu den besten Rennfahrern in Deutschland gehört und die Techniker ein siegfähiges Bike abstimmen können. Mit P3 in Rennen zwei hat er gezeigt, dass er diese Performance auch immer besser in Ergebnisse umsetzten kann. Dass er im Reifenpoker von Rennen 1 am Beginn nicht alle Risiken eingegangen ist, respektiere ich als Teamchef, bringt es doch immer noch einen soliden neunten Platz hervor und ließ ihm alle Optionen für das Nachmittagsrennen. Tonis Sturz in FP2, der mit einem Schaltproblem einherging, hat ihn und seine Crew über das gesamte Wochenende beschäftigt. Dass er diese Probleme mit seinen Technikern solide gemanagt hat, bleibt dem Zuseher meist verborgen, hält ihn ergebnistechnisch mit P4 und nur geringem Punktabstand zum Führenden im Rennen um die Meisterschaft. Wir haben wieder gesehen, dass er mit Regenreifen sicher siegfähig war, doch was soll man machen ohne Wasser. Nach vier Rennen und noch 250 zu vergebenden Punkten liegen wir nur mit 20 Punkten hinter der absoluten Spitze. Ich gehe davon aus, dass wir weitere enge Rennen sehen werden, mit verschiedenen Siegern und einem sehr straken Punktesplitting. Doch von diesen Punkten wollen wir auch noch viele abhaben. Most kommt als Bremsstrecke Toni Finsterbusch sehr entgegen und JO stand dort im letzten Jahr auf dem Podium. Es galt Schleiz zu erleben und zu überleben – beides ist uns gelungen.
Schleiz bringt uns als Team und auch mich persönlich stets an die logistischen und kräftetechnischen Grenzen. Für die Fans und auch für uns ist dieses zuschauerstärkste und stimmungsvollste Event das Highlight des Jahres. Dabei zollen wir allen Helfern und Organisatoren unseren größten Respekt und Dank, wie sie es immer wieder schaffen, aus ein paar Straßen rund um Schleiz eine Rennstrecke zu machen. Und während für die Fans alles getan wird, damit sie die Show genießen können, dürfen aber dabei die Rahmenbedingungen für die Aktiven nicht außer Acht gelassen werden. Den Fahrern und Teams werden Standflächen zugewiesen, die entweder so weit weg sind, dass man am Wochenende den Roller nachtanken muss, oder es sind Flächen ohne jegliche Infrastruktur, wie sanitäre Einrichtungen, Strom und Wasser. Von diesen ist gerade im Paddock 2 zu wenig vorhanden, zumal diese Teilnehmer und Zuschauer gemeinsam nutzen. Die Fahrer betreiben hier Spitzensport mit sehr individuellen Bedürfnissen an Ernährung und Vorbereitung und dem muss man in einem Mindestmaß gerecht werden. Dass ich meinen Mechanikern, die in brütender Hitze oder vom Regen durchnässt in den Teamzelten alles für den Sport geben, solche Stellflächen in dieser Art zuweisen muss ist unwürdig und beschämt mich. Und ich glaube auch hier wieder, dass dies ein reines Kommunikationsproblem und absolut lösbar ist. Wir zahlen pro Rennwochenende für eine Box auf einer permanenten Rennstrecke um die 500 – 750 €. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten (Stromaggregate, mobile WC – Einheiten usw.) und einem maßvollen und vernünftigen zusätzlichen Teambeitrag naheliegende Flächen, rund um Fahrerlager zwei temporär energetisch und hygienisch zu erschließen, sollte doch absolut machbar sein. Dort könnten die Teams dann einen definierten Platzbedarf anmelden, der zugewiesen wird und nur durch ein Extraticket zugänglich ist, um auch so Besucher – und Betreuerzone klar zu kennzeichnen. Tradition braucht auch Innovation und Verbesserung, dann lebt sie ewig – so wie wir es der ältesten Naturrennstrecke Deutschlands von Herzen wünschen.
Mein besonderer Dank geht diesmal an unseren Feuerwehrverein nach Meusegast, die helfen das völlig abgesoffene Teamzelt zu reinigen und trockenlegen! Mein herzlichster Dank geht an die tausenden Fans, die uns mit GERT56 Fahnen und Wink-Elementen unterstützt haben, unter anderen die Peitzer Motorradfreunde und die Simson Freunde vom Lohmener HL6 e.V. Besonders liebenswert war das Vatertagsbuffet bei STC – es hat den Tag zu etwas Besonderen gemacht.
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