12 Hours EWC Portimao am 12. Juni 2016
auf dem Autodromo International do Algarve
Wir hatten für den 2. Lauf zur FIM Endurance WM wenige Starter und ein verhaltenes Zuschaueraufkommen ob der Wahl der Rennstrecke prognostiziert. Genauso ist es dann auch gekommen und mir erschließt sich der Sinn der Streckenwahl nach wie vor nicht. Doch muss man ehrlicherweise sagen, dass es trotz der nur 30 Starter ein spannendes und spektakuläres Rennen auf der anspruchsvollen Berg- und Talbahn an der portugiesischen Algarve war.
Wenn der Sieg in der EWC Wertung durch ein halbstündiges Herzschlagfinale mit 0,081 s Differenz entschieden wird und in der Superstock nur 30 Sekunden zwischen den Zweit- und Drittplatzierten liegen, zeugt das von der hohen Qualität des kleinen Starterfeldes und einem belastbaren technischen Reglement.
GERT56 HMT by rs speedbikes war mit klaren Zielvorstellungen nach Portugal gereist. Mit 5 WM Punkten, Gesamtrang 16 und Platz 7 in der Superstockklasse rangiert man aktuell auf Platz 10 der Gesamtwertung in der Klasse und auf dem 24. Gesamtrang in der WM. Nach der hart erkämpften Zielankunft bei den 24 Stunden von Le Mans sollte nun ein Ergebnis her, was sich an den eigenen Ansprüchen ausrichtet. Diese haben wir mit dem Ergebnis übertroffen, können aber anhand des Rennverlaufes nicht ganz zufrieden sein.
Auf der Habenseite steht eine wirklich von den Mechanikern zusammen mit rs speedbikes perfekt vorbereitete BMW S1000RR, die in den Trainingssitzungen und am Renntag keinerlei Schwächen zeigte. Wenn der Weltmeister von 2012 Pedro Vallcaneras mit dem Bike 1.48iger Zeiten fahren kann, ein bestens aufgelegter Didier Grams unter 1:50 fahren konnte und Langstreckenneuling Petr Biciste mit 1:51iger Zeiten glänzt, zeugt dass von einem perfekten Setup für die speziellen Anforderungen, die die Endurance und die Strecke mit sich bringen.
Dass dies nicht alle gefunden haben, zeigt die für ein so „kurzes“ Rennen ungewöhnlich Ausfallquote von 30 %, die u.a. Spitzenteams wie SRC Kawasaki und das mit viel Vorschusslorbeeren versehene einheimische Parkalgar Racing Team mit Volksheld und Moto GP Pilot Oliveira betraf.
Darüber hinaus zeigte sich die Mannschaft beim Boxenstopp und beim Benzinmanagement stark verbessert. Der in der Stocksport durch die fehlenden Schnellwechselanlagen etwas schwierige Radwechsel inkl. Tankvorgang kann mittlerweile in 43 Sekunden erledigt werden. Leider wurde diese Fähigkeit überstrapaziert, da sich nach dem zweiten Turn von Didier Grams herausstellte, dass der Pirelli Hinterreifen, den für die Stocksport so wichtige Standzeit von 2 Stunden auf dem ungewohnt aggressiven Asphalt nicht halten konnte. In Abstimmung mit einem wirklich tollen Reifensupport vor Ort, entschloss man sich zum stündlichen Wechsel und in Richtung Performance zu gehen.
Trotz der guten Rundenzeiten gingen uns so rund 3 Runden verloren. Als sich beim 4. Turn von Pedro Vallcaneras noch ein schleichender Plattfuß einstellte und auch der junge Tscheche Petr Biciste zwei Turns nicht voll ausfahren konnte, fand man sich am Ende des Klassements wieder. Diese ganzen Widrigkeiten kosteten uns insgesamt 6 Runden, die uns in der Endabrechnung in Schlagdistanz in Richtung Top 10 Gesamt gebracht hätte.
Ein Doppelturn vom Spanier Pedro Vallcaneras leitete die Wende ein. Auch Didier Grams fand mehr und mehr seinen Rhythmus und Petr Biciste stabilisierte sich ab Rennmitte mit konstant schnellen Turns. Dabei hatten alle Fahrer mit dem böigen Wind in Küstennähe zu tun, mit dem der eine besser und der andere schlechter zurechtkam.
Als Nachbarn des aktuell in der Stocksport WM führenden Team Völpker NRT 48 by Schubert Motors rund um Ingo Nowaczyk, hatten wir sowohl eine gute Zeit, konnten uns aber in der Ferne gegenseitig technisch und logistisch helfen. Macht immer Spaß mit der Truppe aus Oschersleben und wir gönnen unseren Markenkollegen diesen verdienten Erfolg von Herzen.
Die Veranstalter haben sich wirklich alle Mühe gegeben, den Teams ein gutes Event hinzustellen. Schon die freundliche Art des portugiesischen Streckenpersonals und die fantastische Anlage zieht einen, in Meeresnähe des Atlantiks, in seinen Bann. Die EWC Parade in der Altstadt von Portimao war stimmungsvoll und in der Form sicher einmalig, auch wenn nicht jeder Motor die Überlandfahrt der Rennmotorräder klaglos überlebte.
War Portugal eine Reise wert? Aus sportlicher Sicht des Teams auf alle Fälle. Logistisch sind solche Events immer der finanzielle und organisatorische Super GAU. Und da wir von der FIM als Pirelli Fahrer von der sogenannten Dunlop Challenge ausgeschlossen sind und mit deren Einführung die Reisezuschüsse gestrichen worden, finden wir uns hier ganz klar benachteiligt. Förderzuschüsse dürfen nicht an wettbewerbsrelevante Produkte geknüpft sein, wie es der Rennreifen nun mal ist. Hier muss der Promoter etwas tun, sonst gehen die Starterfelder weiter zurück und damit auch die Attraktivität unseres Sportes ab. Aus diesem Grund möchte ich hier unseren beiden Logistikpartnern Jürgen Funke PTL Projekt-Transport Logistik mit Jürgen und Jan und dem Unternehmen Scania Rent ganz besonders danken. Ich möchte auch ausdrücklich die Sponsoren und Partner hervorheben, denn ohne deren finanziellen und wirtschaftlichen Background hätten wir dieses Rennen evtl. weglassen müssen und was das bei nur drei WM Läufen bedeutet, kann sich jeder vorstellen.
Wie in der Technik, so ist auch für ein Team nicht der Moment das entscheidende sondern die Entwicklung, die man durchmacht. In Le Mans haben wir gesät, in Portimao haben wir das erste Mal geerntet und zum WM Finale am 27. August zur Speedweek wollen wir die Früchte unserer Arbeit genießen. Am besten gemeinsam mit vielen Freunden und Fans!
Wir dürfen Sie recht herzlich zu diesem 8 Stunden Rennen in der Magdeburger Börde einladen (der Zeitplan liegt bei). Nach dem spannungsgeladenen Rennen in Portugal und den engen Punktabständen in der Meisterschaft, sowie wegen dem attraktiven Rahmenprogramm, wird dies sicher einer der Höhepunkte im Bereich Motorradrennsport 2016 in Deutschland. Wir freuen uns darauf!
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Wolf
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